Junge-Reyer will kein Tempelhof für alle

In der rbb-Abendschau vom 16.05. äußert sich die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer zum ersten Mal zur Besetzung. (Beitrag ansehen) Dazu eine Stellungnahme aus der Pressegruppe:

Es ist zunächst einmal erfreulich, dass der Berliner Senat inhaltlich zur geplanten Besetzung Stellung nimmt, anstatt diese politische Aktion als Sicherheitsfrage abzuhandeln.

Erfreulich sind aus Sicht von Squat Tempelhof allerdings nicht die Aussagen Junge-Reyers. Selbst auf konkrete Nachfrage der Moderatorin bezüglich der Öffnung des Geländes antwortet Junge-Reyer nur ausweichend und einschränkend. Dabei wird klar, dass weder eine vollständige Öffnung des Geländes für alle Berlinerinnen und Berliner noch ein Entfernen des Zaunes in den nächsten Jahren geplant sind. Stattdessen wird das Gelände weiter bewacht sein und nur zu besonderen Anlässen und am Tage begehbar sein.

Bei der Frage der weiteren Nutzung des Geländes spricht die Senatorin zwar von einer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, allerdings beschränkt sich diese anscheinend nur auf Teilfragen der Nachnutzung und hat wenn überhaupt nur empfehlenden Charakter. Junge-Reyer sagt ganz deutlich, dass vor allem zusammen mit „den Fachleuten“ geplant wird.

Gänzlich unbeantwortet bleibt das Problem der drohenden Verdrängung der Anwohnerinnen und Anwohner durch die geplanten Wohnbebauungen. Junge-Reyer entwickelt im Gegenteil sogar noch die Vision einer neuen exklusiven und „hoch attraktiven“ Adresse am Tempelhofer Feld. Sie spricht vom Wohnen am neuen Central Park. Wer einmal die Wohngegenden am Central Park in New York erlebt hat, kann sich die Folgen für die angrenzenden Kieze ausmalen.

Unter dem Strich bestätigt Junge-Reyer die Befürchtungen vieler Menschen in der Stadt. Wird es nach Senatsinteressen gehen, so droht die Aufwertung eines weiteren Teils der Berliner Innenstadt. Ein „Tempelhof für alle“, so wie es vor einem Jahr noch vom Senat versprochen wurde, ist erst Recht nicht in Aussicht.

Squat Tempelhof fordert weiterhin:
1. Öffnung des Zauns und freie Zugänglichkeit für alle
2. Keine kommerzielle Nutzung und Bebauung, keine Verdrängung der Anwohner_innen
3. Schluss mit der Privatisierung und Kommerzialisierung der Stadt, Gentrifizierung stoppen, für eine selbst bestimmte Stadtentwicklung

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